Die Geschichte
Die FIS-Zertifizierung für eines seiner vier Skimodelle ist die höchste Wertschätzung, welche sich Skibauer Sascha Städeli bislang erarbeiten konnte. Mit dieser exklusiven Auszeichnung könnte dieser Ski nun im alpinen Ski-Weltcup eingesetzt werden. Dazu fehlt Sascha Städeli im Moment nur noch ein Skirennläufer, ein Servicemann und das sechsstellige Startkapital.
Den Einstieg in die Skiproduktion wagte der heute 49jährige Sascha Städeli aus der Fahrweid im Zürcher Limmattal, erst vor 4 Jahren. Dabei hat der umtriebige Unternehmer einer gut ausgelasteten Schreinerei, als glücklicher Ehemann und Vater einer 12-jährigen Tochter, sowie zeitintensivem Engagement im örtlichen Gewerbeverein eigentlich gar keine Zeit, sich einem solch zeitintensiven Projekt anzunehmen.
«Das ‘Projekt Ski bauen’ haben wir nach Ostern 2015 lanciert», erinnert sich Sascha Städeli, nachdem er von den Skiferien aus der Lenzerheide zurückgekehrt war. Mit dabei in diesen Ferien war auch Kerry Kister, ein bekennender Fan der Skimarke RTC – aus einer ebenfalls kleinen Skimanufaktur in Glis (VS), die jährlich 900 Paar Ski produzieren. Und weil Städelis Patenkind Stefanie wenige Monate zuvor während einer schulischen Projektwoche auch noch ein Paar Ski eigenhändig baute und diese auch noch in diesen Skiferien gefahren hatte, entfachte beim 49-jährigen Limmattaler endgültig das Feuer. Unterstützend war auch das positive Feedback von Kerry Kistler, der schon nach wenigen Schwüngen sich sehr positiv über den «Prototyp» äusserte. «Damals schwor ich mir, dass ich auf die Skisaison 2015/2016 meinen ersten eigenen Ski produzieren würde», erzählt Sascha Städeli rückblickend.
“Eines Tages bauen wir den besten Ski der Welt”
Was ursprünglich als «Bieridee» begann entwickelte sich relativ rasch immer konkreter. Auch wenn sein engster Mitarbeiter, Marco Tomasi, dieses Vorhaben damals noch mit «das muss ja jetzt nicht auch noch sein», kommentierte. Doch heute ist nun auch Tomasi vom Skivirus infiziert. Erste Informationen spendierte das Internet und der Zufall wollte es, dass Sascha Städeli den Produktionschef von Stöckli Ski, Daniel Baumgartner, kennenlernte. In einem zweiten Schritt sammelten Sascha Städeli und Marco Tomasi Informationen über die Materialbeschaffung, wobei viele angefragte Firmen ihnen gleich Material für hunderte von Skiern verkaufen wollten.
Der erste Wurf als Neo-Skibauer wurde ein reiner Carbon-Ski, der heute noch im Büro von Sascha Städeli steht und wohl an die vielen Überstunden in den Anfängen mahnt. Denn rund 20 Paar Ski wanderten anfangs gleich wieder in die Tonne, weil sie den gewünschten Ansprüchen nicht genügten oder nicht den Vorstellungen von Städeli entsprachen. So dauerte die Aufbau- und Entwicklungsphase gute drei Jahre, ehe der Limmattaler Ski-Pionier mit dem Ergebnis zufrieden war. «Stöckli Ski arbeitet bei Neuerungen beispielsweise mit der ETH (Eidgenössisch Technische Hochschule) zusammen, während die Städeli-Skis im «learning by doing» Verfahren entwickelt werden. Heute gibt es in der Schweiz nur noch wenige kleine Skimanufakturen, die alle noch selbst produzieren. Und dazu gehört nun auch die Schreinerei Städeli in der Fahrweid. Ohne nichts geht nichts, gilt auch für Sascha Städeli, der bislang rund 300’000 Franken Entwicklungskosten in sein Projekt investierte.
Einen besonderen Moment erlebte Sascha Städeli im Dezember 2018 bei offiziellen Skitagen in der Lenzerheide, an denen auch Globalplayer wie Head, Atomic, Blizzard oder Rossignol teilnahmen. «Die ‘Grossen’ kamen mit rund 150 Paar Skis, wir dagegen hatten nur gerade vier Paar Ski im Angebot. Und während Sascha Städeli in einem Vierergespräch mit Vertretern dieser Hersteller stand, kehrten zwei Testfahrer zurück und lobten seine Sportgeräte: «Das ist das Beste, was wir heute getestet haben». Ein schöneres und wertvolleres Kompliment kann man unter diesen Umständen nicht bekommen, wenn man bedenkt wie sich der internationale Skimarkt derzeit präsentiert. «Man kann durchaus sagen, dass wir jetzt auch in diesem Haifischbecken schwimmen, wo der Preis- und Absatzkampf ungemein hart ist» sagt Sascha Städeli. Die staunenden Gesichter jener Vertreter über diese Komplimente hatte Städeli jedoch auf sicher.
Die Herstellungsverfahren der grossen Firmen heute sind meistens auf der Basis eines Schaumkerns deren Verkaufspreise im Bereich von rund 800 Franken liegen. Mit einem Holzkern erhöht sich nicht nur die Qualität des Skis, sondern auch der Preis, der sich dann um die 1’200 Franken bewegt. Und Qualität steht für Sascha Städeli an oberster Stelle für seine 150 Paar Skis, die er derzeit pro Jahr produziert. Städeli-Skis werden in diesem aufwändigen und hochwertigen Sandwichverfahren hergestellt. Sie erweisen sich damit als robuster und deutlich langlebiger. Komplettiert mit einer Tyrolia Bindung kann man die Skis von Sascha Städeli in den Längen 145/155/164 und 168 cm ab 1’450 Franken kaufen. «Ja, wir sind uns bewusst, dass unsere Skis im oberen Preissegment sind. Qualität punkto Material und Verarbeitung hat nun mal seinen Preis», erklärt Sascha Städeli als wichtiges Kaufargument. Denn Skis mit einer Schaumkernproduktion können schon nach kurzer Zeit an Spannung verlieren und somit wichtige Elemente in den Fahreigenschaften verlieren.
Städeli Skis werden im Sandwichverfahren hergestellt, was sich in den Fahreigenschaften viel direkter und authentischer auswirkt. Das heisst im Detail:
- Das Herzstück ist ein Mahagoni-Holzkern, welcher selbst hergestellt wird.
- Das verarbeitete Glas- und Carbongewebe wird auch exklusiv für Städeli-Skis in der Schweiz produziert.
- Für die Skienden wurde eine eigene Spritzgussform entwickelt.
- Die Skikanten werden nach eigenen CAD-Vorgaben hergestellt und gebogen.
- Weitere notwendige Elemente werden 10-mm genau auf der eigenen CNC-Maschine hergestellt.
- Das Deckblatt, welches für jedes Modell exklusiv entworfen wird, wird komplett inhouse gefertigt.
Insgesamt vier Modelle werden mittlerweile zum Kauf angeboten. Vom Carvingski für Einsteiger bis hin zum Race-Carver mit einem hochverdichteten Rennbelag jeweils ab einer Länge von 145 cm inklusive Bindung. Um den wirklich perfekten Ski für seine eigenen Bedürfnisse zu erhalten, bietet Städeli-Ski auch im kommenden Winter Testtage an. Neu im Angebot hat Sascha Städeli nun auch noch Skistöcke aus Carbon. Auf der Homepage findet man übrigens weitere sehr interessante Kombiangebote für einen grenzenlosen Skispass. So gesehen bekommt man bei Städeli-Ski ein Unikat, ganz auf die eigenen Bedürfnisse und Fähigkeiten angepasst. Exklusiv sind Städelis Skis auch noch mit einem QR-Code versehen. Nach dem Kauf erfolgt eine Registrierung und so kann man seine Skis jederzeit online über eine App orten.
www.staedeli-swiss-ski.com
Mit den bisherigen Modellen hat Städeli-Ski eine gute Basis geschaffen, auf der man sich nun aber keineswegs ausruhen darf. «Wichtig ist, dass man sich stetig punkto Konstruktion, Herstellung, Material und Verarbeitung weiterentwickelt», erklärt Sascha Städeli über die Zukunft. Dies erfolgt im Rahmen eines 5-köpfigen Testteams, welches jeweils die neuen Modelle mit den Vorgängern vergleicht und so weitere Verbesserungsmerkmale herausfindet, um den möglichst optimalen Ski produzieren zu können.
Die Frage, warum man einen Städeli-Ski kaufen sollte, ist eigentlich schnell beantwortet. Jeder Skifahrer, der hohe Ansprüche auf Qualität seines Sportgerätes legt und bei der Ausübung seines Hobbys die essentiellen Parameter für das Fahrverhalten punkto Rebound und Flex, Torsionssteifigkeit sowie dem Zusammenspiel von Geometrie und Elastizität in Sachen Radius und Taillierung eine hohe Priorität setzt, ist mit einem Produkt aus dem Hause von Sascha Städeli absolut bestens bedient. Nur hohe Qualität allein genügt Sascha Städeli mittlerweile nicht mehr und er strebt nach Höherem. Nämlich die «FIS-Zertifizierung eines seiner Ski-Modelle. Für dieses Vorhaben sind sehr strenge Vorgaben und Kriterien einzuhalten. So war es nötig, dass Städeli sein Modell «SL-Men» um einen Zentimeter auf 165 verlängerte. Zugleich war man bei der FIS (Internationaler Skiverband) mit Sitz in der Schweiz etwas verdutzt, als Sascha Städeli sich über die Formalitäten einer solchen Zertifizierung erkundigte. Letzten Endes musste der Ski nach Italien zur Prüfung eingereicht werden, ehe er nach vielen Prüfungen durch verschiedenste Spezialisten das Siegel «FIS-Zertifizierung» erhielt. «Vor mehreren Jahrzehnten wandte sich Stöckli Ski letztmals mit dieser Anfrage an uns», erinnerte sich ein Mitarbeiter des internationalen Skiverbandes leicht überfordert. Doch am Ende kam alles gut eigentlich wie immer, was Sascha Städeli aus der Fahrweid im Zürcher Limmattal in Angriff nimmt.
Skiservice im Limmattal
Ab September 2019 bietet Städeli-Ski in der Fahrweid, neu auch einen Skiservice (auch für Fremdmarken) an. Mit einer der neusten Maschinen in diesem Bereich werden der Belag und die Kanten geschliffen und erhalten eine Wachsgrundierung. Ein Rundumservice zum Preis von 45 Franken, der jeder Ski zu Beginn einer Saison verdient. «Nur gut gepflegte Skis erfüllen den erwünschten Spass auf dem Schnee», verspricht Sascha Städeli.